LOS - "Lernen ohne Stress"

Projekt der VZG Pfarre St.Martin in Ferlach

Lernbetreuung für Kinder aus einkommensschwachen Familien.

LOS –„Lernen ohne Stress“ ist ein Projekt für Kinder aus einkommensschwachen Familien. Hauptaugenmerk liegt in der Unterstützung bei Hausübungen und gezielter Lernbetreuung. Hauptsächlich für Kinder der Volksschule und der Neuen Mittelschule.

Die VZG Ferlach sieht sich hier auch als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die einfach ihre Sorgen, aber auch ihre freudigen Erlebnisse und Ideen jemanden mitteilen möchten. Um das Gefühl der Gemeinsamkeit zu fördern, gibt es zum Schulabschluss immer einen Ausflug.

Ansprechperson: Christa Chreiska / +43 676 79 365 10

Spendenkonto:

Vinzenz-Gemeinschaft Ferlach-St.Martin

IBAN AT69 4690 0628 0028 0000


Entwicklungsgeschichte des Projektes

Die Idee

 

In den Jahren 1990 bis 1994 war Ferlach, so wie viele andere Städte Kärntens auch, Zufluchtsort für Flüchtlinge aus der Türkei und aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Für eine bessere Integration wurde kurzer Hand ein Sprachkurs für erwachsene Flüchtlinge organisiert, der bald von der Caritas finanziert wurde.

 

Es kamen mit den Flüchtlingsfamilien natürlich auch zahlreiche Kinder nach Ferlach, die die örtlichen Schulen besuchten und neben einer neuen Sprache, was schon schwierig genug war, noch all die anderen wichtigen Schulfächer lernen sollten. Um dem Unterricht folgen zu können, wäre noch eine zusätzliche Hilfe der Eltern erforderlich gewesen. Aber wie können da Eltern helfen, die selbst die deutsche Sprache noch nicht beherrschten und außerdem ihre Zeit dazu nutzten, das Überleben der Familie zu sichern. Man darf nicht vergessen, dass diese Familien nichts besaßen, außer der Kleider, die sie am Leibe trugen, als sie in einem übervollen Autobus über die Grenze kamen. Wenn also die Eltern nicht helfen konnten, wer dann? Natürlich gibt es auch in Ferlach eine öffentliche Einrichtung, bei der Kinder nachmittags von Pädagogen betreut werden. Jedoch ist diese für viele Eltern unerschwinglich. 

 

So lernte auch meine Familie eines Tages zwei bosnische Kinder und ein kurdisches Mädchen näher kennen.  Sie besuchten damals die Vorschule und die erste Klasse Volksschule. Bald stellte sich heraus, dass sie bei den Hausübungen Hilfe benötigten. Sie kamen deshalb zu uns um gemeinsam die Aufgaben zu lösen. Anfangs war es gar nicht einfach, denn Mengenlehre, Bruch-Rechnen und Schulschrift mussten selbst bei uns erst wieder aufgefrischt werden. Da wir nicht immer Zeit hatten, bat ich meine Freunde aus der Jugendgruppe um deren Mithilfe. Wir waren ein aufgeweckter Haufen, im Alter von 14 bis 16 Jahren, der sich ein Mal in der Woche im Pfarrhof traf, um entweder für die Jugendmessen zu proben, gemeinsame Unternehmungen zu planen oder das eine oder andere aktuelle Thema zu besprechen. 

Aus dieser einmaligen Hilfe wurde dann ein Projekt im großen Rahmen entwickelt und organisiert. Von Montag bis Donnerstag sollten je zwei Mitglieder der Jugendgruppe den Nachmittag im Pfarrhof verbringen, um gemeinsam mit Volks- und Hauptschülern die Aufgaben zu machen. Wir hatten auch schon einen Namen für dieses neue Projekt: LOS – Lernen ohne Stress. Anfangs war eigentlich nur ein „Probebetrieb“ vorgesehen, und wir rechneten wohl nicht damit, dass wir bis zu unserer Matura nicht nur über den eigenen Hausaufgaben grübeln werden. 

 

 

Der harte Anfang

 

Begonnen hat also alles im September 1993. Der Grundgedanke war, dass Kinder, die von ihren Eltern nicht ausreichend gefördert werden können – sei es wegen mangelnder eigener Fähigkeit, Zeitmangel oder Geldmangel – unter Beaufsichtigung ihre Hausübungen machen und bei Fragen und Problemen einen Ansprechpartner haben. Ferlacher Kindern und Kindern aus allen Ländern sollte gemeinsam geholfen werden. Doch nicht nur die schulische Hilfe stand im Vordergrund, sondern vorallem die Integration und das Kennenlernen anderer Kulturen.

   

Zunächst waren von Montag bis Donnerstag je zwei Mitglieder der Jugendgruppe da, um mit fünf oder sechs Kindern die Hausübungen zu lösen. 1995 wurde unser Projekt ausgeweitet und wir konnten unter der Mithilfe freiwilliger Mütter die Lernbetreuung von Montag bis Freitag anbieten. Weiters wurde ein gezielter Nachhilfeunterricht in Kleingruppen mit ausgebildeten Lehrern oder Pädakstudenten in Deutsch, Mathematik und Englisch  angeboten. Die Nachhilfelehrer werden freundlicherweise bis heute von der Vinzenzgemeinschaft Ferlach – St. Martin bezahlt, nachdem das Ansuchen um finanzielle Unterstützung vom Kärntner Caritasverband abgelehnt wurde. Die Lehrer erhalten 200,- Schilling pro Stunde. 1995 wurden zwei Stunden Deutsch, drei Stunden Mathematik und eine Stunde Englisch in der Woche angeboten. Dies bedeutete monatliche Kosten von ca. 5000,- Schilling.

 

 

Mit den Jahren wurde die Jugendgruppe aber immer kleiner, da viele Mitglieder nach der Matura Ferlach verließen, um zu studieren. So mussten immer mehr neue ehrenamtliche Mitarbeiter gefunden werden. 

Und es gibt uns noch immer

 

Das „LOS“ – Team besteht heute fast ausschließlich aus freiwilligen Frauen, die je einmal in zwei Wochen ihren Nachmittag der Lernbetreuung widmen. Nach wie vor findet die sie von Montag bis Freitag von 15 bis 17 Uhr statt. Es gibt 32 angemeldete Kinder, wobei täglich zwischen 15 und 20 Kinder zur Hausübungsbetreuung in den Pfarrhof kommen. Diese große Zahl erfordert mindestens vier Betreuer pro Nachmittag. Nachhilfe in Deutsch, Mathematik und Englisch wird nach wie vor in Kleingruppen gehalten. Insgesamt kümmern sich 14 Mitarbeiter abwechselnd um die Hausübungen und drei ausgebildete Lehrer stehen für die Nachhilfe zur Verfügung.

 

 

Schuljahr

Volksschüler

Hauptschüler

österreichische Schüler

ausländische Schüler

Schüler

insgesamt

1995/1996

18

8

22

4

26

1996/1997

11

15

21

5

26

1997/1998

18

7

12

13

25

1998/1999

21

10

19

12

31

1999/2000

20

12

13

19

32

 

                                                         

Text: Britt Egger, 20.März 2000