Die Vinzenzgemeinschaften


  

 Vinzenz von Paul

 

Patron der Vinzenzgemeinschaft (1581- 1660)

 

Vinzenz von Paul wurde am 24. April 1581 in Pouy (Südfrankreich) geboren. Seine Eltern waren arme Bauersleute. Sie hatten große Not ihre sechs Kinder durchzubringen und Vinzenz wurde um 1600 zum Priester geweiht. Seine Zeit war geprägt von Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. 1617 bekam sein Leben eine neue Richtung, er wollte nur mehr für die Ärmsten der Welt da sein und setzte sich für Kranke, Hungernde, Galeerensklaven, Waise und Aussätzige ein. Wo es notwendig war, arbeitete er mit anderen Menschen, wie mit Louise de Marillac zusammen, der Gründerin der "Barmherzigen Schwestern".

 

Sein Motto war "Armendienst ist Gottesdienst". Vinzenz von Paul lehrt uns, in der Armenbetreuung aktiv zu sein.

 

"Wir müssen die Stufen der Armenhäuser hinaufsteigen", so sein Credo. Durch umfangreiche Ausbildungen und Schulungen von Priestern wird er zu einer führenden Persönlichkeit der Kirche Frankreichs. Vinzenz von Paul galt als "Apostel der Nächstenliebe". Als er 1660 starb, hatte er ein Heer von Helfern aufgebaut, das seine Arbeit vielseitig fortsetzte. 1734 wurde Vinzenz von Paul in Rom heilig gesprochen.

 

  

Frederic Ozanam

 

Gründer der Vinzenzgemeinschaft (1813 - 1853)

 

Frederic Antoine Ozanam erblickte am 23. April 1813 als Sohn französischer Eltern in Mailand das Licht der Welt. Der Vater war als Armenarzt bekannt und pflegte ein Drittel seiner Patienten kostenlos zu behandeln, und auch die Mutter zeichnete sich durch eine besondere Liebe zu den  Armen aus.

1815 kam er mit den Eltern nach Lyon, von wo er 1831 - nach überwundenen Glaubenszweifeln und beeindruckt von der industriellen Entwicklung - nach Paris übersiedelte. Er studierte zunächst Jura und wurde 1836 Dr. der Rechte, 1839 promovierte er dann zum Dr. phil. und wurde nach kurzer Professur für Handelsrecht in Lyon 1844 ordentlicher Professor für auswärtige Literatur an der Sorbonne.

Nach Frederics Ansicht hat Glaube ohne Nächstenliebe keinen Sinn. Sein Vorbild ist Vinzenz von Paul, den er als Parton der Caritas-Konferenz wählt, die Frederic mit Gleichgesinnten 1833 gründet. Aus dieser Einrichtung, die seiner Meinung nach, .... "streng katholisch und doch immer weltlich bleiben muss" ... entstanden die Vinzenzgemeinschaften.

Sein Credo: "Keine Gesellschaft kann Elend als Schicksal akzeptieren, ohne dass sie in ihrer Ehre getroffen wird. Baut daher Gesellschaften auf, in denen es mehr Brüderlichkeit gibt und die Geringsten und die Ärmsten in ihrer Menschenwürde anerkannt werden."

Er starb im Alter von nur 40 Jahren am 8. September 1853 in Marseille. 1997 wurde Frederic Ozanam in Paris selig gesprochen.

 

„Reden wir nicht soviel von Caritas, lieber wollen wir den Armen wirklich helfen“.

 

Vinzenzgemeinschaften in Kärnten

 

Die erste Vinzenzgemeinschaft in Kärnten wurde am 18.09.1872 in der Dompfarre St. Peter und Paul in Klagenfurt ins Leben gerufen.

Mittlerweile gibt es Vinzenzgemeinschaften in Spittal a.d.Drau, in Villach, in Ferlach und drei Vinzenzgemeinschaften in Klagenfurt (Pfarre St. Hemma, Pfarre St.Egid und Pfarre St.Lorenzen). Überall wird der vinzentinische Gedanke gelebt und in diesem  Sinne Hilfe geleistet.

 

In Demut auf die Menschen zugehen und ihnen Würde und Wertschätzung schenken.

 

 

Diverse Projekte wurden von den Vinzenzgemeinschaften ins Leben gerufen. So von der VZG der Pfarre St.Hemma die Projekte „VinziBus“ und „VinziBusKleiderkammer“ und von der VZG der Pfarre St.Martin in Ferlach das Projekt „LOS“ (Lernen ohne Stress) für Kinder aus einkommensschwachen Familien. 


Die Vinzenzgemeinschaften in Kärnten

 

Im Jahre 1872 lebte in Klagenfurt ein Kaufmann namens Peter Merlin, der sich entschlossen hatte mit Freunden eine Vinzenzgemeinschaft zu gründen. Eine Gemeinschaft, wie sie 1833 von Frederic Ozanam in Paris gegründet wurde. Als Namensgeber und Vorbild hatte sich Frederic Ozanam Vinzenz von Paul ausgewählt, also jemanden der sich für die Ärmsten der Armen eingesetzt hatte. So wurde in Kärnten am 18.September 1872 in der Dompfarre Peter und Paul die erste Vinzenzgemeinschaft gegründet.  Seitdem sind bis zum Jahre 1939  sieben Gemeinschaften in Kärnten gegründet worden.

 

Wo haben sich Vinzenzgemeinschaften in Kärnten etabliert?

 

Nach 1946 hat die Vinzenzgemeinschaft in der Dompfarre ihre Tätigkeit wieder aufgenommen, sowie auch die Gemeinschaft in Spittal an der Drau. Nach einer längeren Pause wurde 1989 die VZG St.Hemma in Klagenfurt gegründet, die im Jahre 2007 dem VinziBus Heimat gab. Danach folgten 1990 die VZG St.Egid und 1993 St.Lorenzen, beide in Klagenfurt. Die VZG Ferlach St.Martin gründete sich ebenfalls 1993. 2007 kam dann noch die VZG Villach St.Leonhard dazu. Nachdem sich die Gemeinschaft in der Dompfarre 1993 aufgelöst hat, gibt es  heute sechs Gemeinschaften, die getreu dem vinzentinischen Gedanken Menschen beistehen und dadurch großartige Hilfe leisten. Insgesamt sind wir bereits 250 Ehrenamtliche.

 

Mit einem Knabenasyl für Volksschüler hat die 1.Vinzenzgemeinschaft in Kärnten begonnen und 1992 haben diese Idee unbewusst Schüler aus der Pfarre Ferlach St.Martin aufgegriffen und eine Lernbetreuung für sozial schwache Kinder ins Leben gerufen. "Lernen ohne Stress" (LOS) wird nun seit vielen Jahren von der Vinzenzgemeinschaft Ferlach St.Martin betreut.

 

Im November 1991 begann der Einstieg von Irmgard Groier in die Vinzenzgemeinschaft, die diese seit April 1993 als Präsidentin vertritt. Es ist allen von der Vinzenzgemeinschaft immer ein Anliegen, den Hilfeschrei den wir hören, für andere hörbar zu machen, „Dolmetscher der Armen“ zu sein. Von 1998 bis 2012 gab es daher eine wöchentliche Sprechstunde.



EMMANUEL BAILLY

 

Emmanuel Bailly, auch bezeichnet als Emmanuel Bailly oder Emmanuel Bailly de Surcy (geb.in Brias, am 9. März im Jahre 1794 – gest. in Paris am 12. April im Jahre 1861) war ein Journalist und erster Präsident der Gesellschaft vom Hl. Vincent de Paul.

 

Emmanuel Bailly wurde am 09. März 1794 in Bryas, in Pas de Calais – in der Nähe der nördlichsten Spitze Frankreichs geboren. Die Familie seines Vaters, Andre Joseph, hatte eine tiefe Hingabe an die Erinnerung und die Spiritualität des Hl. Vincent de Paul.

 

Emmanuels Vater war ein treuer Freund der Lazaristen, bekannt in Frankreich als die Kongregation der Mission, benannt nach dem ursprünglichen Kloster von Vincent de Paul. Nur zur Aufbewahrung übergaben Lazaristen vorübergehend dem alten Bailly, während der Revolution, eine Sammlung von Briefen und Originaldokumenten von Hl. Vincent; er bewachte sie sorgfältig und versprach sie zurückzubringen, sobald die Kämpfe aufhören sollten. Emanuels Bruder André Nicholas Joseph (1764 -1793), war ein Lazeristischer Priester der während der Revolution getötet wurde. Er war der letzte Vorsitzende des Großen Seminars in Amiens vor der Revolution. Sein Bruder, Pater Bailly, wurde gefangen genommen, während er die Messe las, samt den sakralen Gewändern wurde er ins Gefängnis geworfen. Der junge Priester starb im Gefängnis in Amiens am 16. November 1973. Emmanuel nahm an dem Seminar in Amiens teil, wie es sein älterer Bruder, Joseph-Ferdinand Bailly getan hatte. Pater Dominique Hanon, der spätere General Superiore der Lazeristen, wurde dann die neue Spitze im Amiens Seminar. Hanon war an der Ausbildung von Ferdinand interessiert, und das ist nicht überraschend, da er der Nachfolger des gemarterten Onkels war.

 

Wie schon einmal in Frankreich, gab es die Kongregation rechtlich nicht – sie wurde unterdrückt, zum zweiten Mal von September 1809 bis Februar 1816 - Ferdinand konnte kein Vinzentiner werden. Er begann im Jahr 1806 am Seminar zu unterrichten, im Alter von 21, obwohl er bis zum 6. April 1811 nicht geweiht war. In diesen Jahren Ferdinands war wohl Emmanuel als Student bei seinem Bruder. Ferdinand legte sein Gelübde in der Kongregation in Paris am 16. November 1819 im neuen Priorat von Saint-Lazare ab. Er war der erste Vinzentiner, der nach der Revolution geweiht wurde. Leider legte er seine Gelübde in der Zeit zwischen der Bestellung und der Bestätigung des neuen General Superiore des Heiligen Stuhls ab. Dieser Zustand des Zweifels an der Gültigkeit des Gelübdes, und seine fragwürdige Verwaltung der Finanzen, hatten dazu beigetragen, dass Ferdinand Bailly aus der Gemeinde entfernt wurde.

 

Emmanuel Bailly erhielt eine gute Ausbildung in Theologie am Seminar in Amiens, und er studierte auch Philosophie bei den Jesuiten von Saint-Acheul. Er begann sein Noviziat bei den Lazaristen, aber zur gleichen Zeit ging sein Bruder nach Paris, so verließ Emmanuel das Seminar und auch er ging nach Paris, um dort zu leben. Im Alter von 25 entschied er sich, der Kirche als Laie zu dienen. Im November 1819 mietete er ein Haus in der Rue Cassette 7 und nahm sieben junge Studenten als Mieter auf, die, wie er, Katholiken aus dem Norden Frankreichs waren. Er lehrte Philosophie in einer privaten Institution, weiters hatte er den Traum von einem Lebensraum für Studenten und sich zu schaffen, die die Inspiration und Unterstützung für beide waren, nämlich das geistige Streben des Glaubens. Er war in diesem Streben von den Methoden beeinflusst, die er bei den Jesuiten von Saint-Acheul beobachtet hatte.

 

Im folgenden Frühjahr wurde Emmanuel an der Kongregation der Heiligen Jungfrau zugelassen, sie wurde oft einfach als „Kongregation“ bezeichnet. Die Mitglieder der Gemeinschaft nahmen an mehreren internen Gruppen teil, einschließlich der Gesellschaft der guten Studien und der Gesellschaft der guten Taten. Bei seiner Gründung im Jahre 1801 versammelten sich in der Gemeinde über 100 Laien Männer, die die geistigen Studien und Spiritualität mit guten Werken zu verbinden versuchten. Am 1. April 1820 wurde Emmanuel Bailly in den Listen der Organisation als Mitglied 776 eingetragen. Er war Teil der Gruppe der Kongregation, deren Mitglieder Krankenhäuser besuchten, aber es gab auch Gruppen von Mitgliedern, die Gefängnisse und Waisenhäuser besuchten. Die Gruppen der guten Taten wurden im Jahr 1828 am Place de l'Estrapade ansässig. Als Mitglied der Gemeinde trat Emmanuel mit Studenten begierig dafür ein, ihre akademischen Bemühungen mit der religiösen Ausbildung zu kombinieren.

 

Nach dem Fall von Karl X. (König von Frankreich), hörte die Gemeinde auf zu existieren. Jedoch gründet Bailly eine neue kleinere Organisation: die „Geschichte Konferenz“. Diese Initiative ermöglichte es ihm, einige der hellsten jungen Menschen seiner Zeit: Jean-Baptiste Henri Lacordaire, Frédéric Ozanam, Charles Lenormant, Emmanuel d'Alzon, Louis Janmot und Charles Baudelaire zu vereinen.

Die Pension (Wohnheim) von Bailly zog eine wachsende Zahl von vielen jüngeren Männern an, die er im Jahr 1821 als Mitglieder in der Gruppe begrüßen durfte, er brauchte ein zweites Zuhause; er kontaktierte seinen alten Freund und Mitschüler aus dem ehemaligen Seminar, George Marino Leveque, er bat ihn um Zusammenarbeit, um ein zweites Haus zu haben, in der Rue Saint-Dominique d'Enfer 17. Die beiden Häuser wurden gemeinsam mit Leveque verwaltet, verantwortlich für die Verwaltung war Leveque, für Studien und Tagungen Bailly. Sie übernahmen auch die „moralische Aufsicht“. Zusätzlich zu den Bewohnern, die bei ihnen in Miete waren, ermutigten sie andere Studenten an Diskussionen teilzunehmen und schafften auch noch einen Leseraum in der Rue Saint-Dominique 4: dort, für die Entrichtung einer Gebühr, konnten Studenten, die in der Gegend gelebt haben, die Nachrichten des Tages und weitere Werke lesen. Die Plattform wurde nach mehreren Jahren vergrößert, im Jahr 1825, durch den Erwerb eines großen Gebäudes auf dem Place de L'Estrapade 11, mit Unterkunfts Räumen, einer Cafeteria und Tagungsräumen. Bailly siedelte nebenan, auf dem Place de l'Estrapade 13.

 

Am 20. Juli 1830 heiratete Bailly die 30 Jahre alte Marie-Apolline-de Sidonie Vrayet Surcy. Auf Antrag des Vaters der Frau den Familiennamen zu erhalten, fügte Emmanuel den Nachnamen seiner Frau hinzu. Daher wurde er oft als Emmanuel Bailly de Surcy genannt. Er war nur ein paar Tage verheiratet, vor dem Ausbruch der Revolution im Juli 1830, die zum Sturz von Karl X. führte, die Unterdrückung der Organisation und der Gesellschaft folgte. Die Diskussionen und Debatten, die Bailly angeboten hatte, wurden ebenfalls bis 1831 eingestellt. Während dieser Zeit setzte er seine Tätigkeit aus, Emmanuel und seine Frau suchten Zuflucht bei den Eltern in Berteaucourt, im Département Somme, 9 Meilen südöstlich von Amiens im Norden Frankreichs. Die erste Tochter von Emmanuel, Marie-Adrienne, wurde am 4. September 1831 geboren.

 

Im November 1831 kehrte er mit seiner Familie nach Paris zurück, um Anstoß zu einer neuen Zeitung zu geben und seine Pension Bailly wiederherzustellen, und zu versuchen eine neue Version der unterdrückten Gesellschaft für gute Studien zu schaffen. Es begann mit der Schaffung einer Zeitung, deren Name „Le Correspondant“ war. Im Jahr 1831 ersetzte er den Titel mit „Revue Européenne“. Dann, am 15. Januar 1832 mit der Absicht, eine Alternative zu der gemäßigten liberalen religiösen Zeitung „L'Avenir“ zu schaffen, die von Pater Lamennais veröffentlicht wurde, startete er die „La Tribune Catholique“, bis er die Ablehnung des Vatikans respektieren musste.

 

Einige Monate nach seiner Rückkehr nach Paris mit seiner Frau und Tochter, brach eine Cholera - Epidemie in der Stadt aus. Das Latino Viertel, wo sie lebten, wurde hart getroffen, und seine Tochter Marie-Adrienne wurde im April krank. So zog die Familie in das Haus seiner Großeltern mütterlicherseits, wo es die Kleine nach einigen Monaten geschafft hatte sich zu erholen. Die Familie Bailly blieb in Berteaucourt bis nach der Geburt ihres zweiten Kindes, André-Marie („Vincent de Paul“ Namen des Sohnes) im Dezember 1832. Es ist wahrscheinlich, dass Emmanuel einen Aufenthalt in dieser Zeit in Paris hatte, um seine Geschäftsinteressen zu behandeln und zu verwalten.

 

Die Familie Bailly hatte sechs Kinder. Die erstgeborene Marie Adrienne wurde Karmelitin und starb in Polen kaum zweiundzwanzigjährig. Der ältere Sohn und der jüngere aus dem Hause Bailly wurden Priester im neu gegründeten Orden der Assumptionisten (Augustiner), aber Emmanuel lebte nicht lange genug, um seine Kinder bestellt zu sehen. Ihr mittlerer Sohn, Bernard (1835-1920), gründete eine gegenseitige Hilfe der Gesellschaft für die Fischer und – im Anschluss an die journalistische Tradition der Familie, wurde er Herausgeber der „The Cosmos“: ein Magazin zur Darstellung der wissenschaftlichen Entwicklungen der Zeit. Eine weitere Tochter, Marie (1837-1906), wurde Oberin der Töchter von Clotilde. Die jüngste Tochter war Sidonie (1840-1866).

 

Die Priester, die Söhne von Emmanuel, Vincent de Paul (1832-1912) und Benjamin -, der den Namen Emmanuel angenommen hatte, als er zum Priester geweiht wurde (1842-1917), - wurden wichtige Mitglieder des neu gegründeten Ordens der Augustiner von der Himmelfahrt, gegründet in Nimes von Emmanuel Alzon.

 

Wahrscheinlich während der Zeit, als sie der Mission beigetreten sind, wie wir weiter unten sehen werden, ist die Beziehung zwischen dem Orden und Bailly unstimmig geworden, während die beiden Kinder noch jung waren. Emmanuel Alzon, der Gründer der Assumptionisten, ein Mitglied der Gesellschaft der guten Studien (1830), war ein Freund von Emmanuel Bailly. Nach einer acht Jahre langen vielversprechenden Karriere im Amt für Telegraphie, hatte der älteste Sohn vom Emmanuel keine priesterliche Berufung verfolgt. Stattdessen war Vincent de Paul Bailly ein aktives Mitglied der Gesellschaft von Hl. Vincent de Paul seit seiner Jugend und im Jahr 1855 war er Mitglied des Zentralrats in Paris. Er verbrachte die letzte Hälfte seiner ersten Karriere als Privattelegraphier von Kaiser Napoleon III. Das war eine sehr wichtige Mission, er war sowohl mit privaten als auch mit diplomatischen Tätigkeiten betraut. Um seine internationale Korrespondenz zu verbessern, begann er Jura zu studieren. Es war eine sicherlich vielversprechende Karriere, aber er ließ Raum für andere Ambitionen. Im Oktober 1860 trat er in die Kongregation der Himmelfahrt ein; sein jüngerer Bruder Benjamin trat sieben Monate später bei, kurz nach dem Tod ihres Vaters. Pater Vincent de Paul Bailly war eines der ersten Mitglieder des Ordens der Assumptionisten (Augustiner). Stationiert in Nimes, in seiner früheren Karriere als Telegrafist lebte er mit dem Gründer des Ordens zusammen, er war sehr von Pater Alzon beeinflusst, sie hatten beide dieselben Ansichten über die Rolle des katholischen Glaubens in der Gesellschaft.

 

Wie sein Vater wurde er Journalist und widmete sich der Verteidigung des Glaubens. Im Namen des Ordens der Assumptionisten, war er der Gründer und Herausgeber der Zeitung „La Croix“, die heute noch veröffentlicht wird. Seine aggressive Haltung führte dazu, dass er in die Dreyfus Affäre um 1880 verwickelt wurde. Er hatte eine stark antisemitische Einstellung. Sein jüngerer Bruder, Pater Emmanuel Bailly, wurde der dritte Generalobere der Assumptionisten. Er leitete die Wiederherstellung des Ordens in Frankreich ein und reiste in den Osten, und nach Nordamerika, um seine weltweiten Expansion voranzutreiben.

 

Das politische Umfeld war im Jahr 1832 unter der Herrschaft von Luigi Filippo stabil und die Cholera-Epidemie wurde gestoppt. Katholizismus wurde im neuen Regime toleriert, aber speziell in Paris nicht gerne gesehen. Er hat sich dafür eingesetzt, um den Ruf der katholischen Kirche zu schützen, Emmanuel Bailly hielt seine Pension für die katholischen Studenten der Provinzen offen und ermutigte sie Tagungen und Diskussionsveranstaltungen abzuhalten. Es ist aus dieser Zeit auch bestätigt, dass er beruflich vom Lehrer zum Verleger wechselte. Er eröffnete sein Büro an einem Ort, an dem die Schüler die Zeitungen abholen konnten und eine große Auswahl an weiteren Zeitungen zur Verfügung gestellt wurde, so dass sie diese lesen konnten und über aktuelle Ereignisse informiert waren. Seine Gastfreundschaft hatte ein Umfeld geschaffen, das eine lebhafte Diskussion förderte, an der er aktiv teilnahm. So war es nur natürlich, dass Frédéric Ozanam und seine fünf Freunde im April 1833 Bailly in ihr Vorhaben einweihten, um ihre Pläne für einen neuen Sozialen Verein zu diskutieren. Am 23. April 1833 gründeten die sechs die „Konferenz der Nächstenliebe“ unter dem Patronat des Heiligen Vinzenz von Paul, Emmanuel Bailly wurde als erster Präsident gewählt. Bailly gab ihnen einen Platz in seiner Zeitung „La Tribune Catholique“. Im Laufe der Zeit wurde das Unternehmen erweitert und dieser Raum wurde zu klein, da bot er seinen großen Konferenzraum an der Place de l'Estrapade an. Er ermutigte sie, ihre Ideen zu entwickeln und kam mit ihnen überein, ihre Bemühungen zu fördern, glich Unterschiede aus und legte Kontinuität für die Pläne der jungen Gründer fest. Wohl in den ersten zehn Jahren hatte die Organisation an die 2.000 Mitglieder!

 

Da sie eine große Hingabe für den hl. Vincent de Paul hatten und mit seinen Schriften vertraut waren, vereinten sich die jungen Männer mit der „Konferenz der Wohltätigkeit“ mit der Vinzentinischen geistigen Familie.

 

Im November 1833 entschied sich Emmanuel Bailly seine Zeitung „La Tribune Catholique“ mit einem neuen Magazin zu verschmelzen. Pater Jacques-Paul Migne, hatte im Oktober 1833 ein interessantes Thema für „L'Univers“ geschrieben, mehr als 800 Abonnements dazu gewonnen; Baillys Zeitung, erschien in einer Auflage von etwas mehr als hundert Kopien und er verkaufte die gleiche Anzahl. Bailly und Migne schrieben zusammen für die neue Zeitung, aber im Jahr 1835 wurden Pater Migne öffentlich Plagiats Vorwürfe gemacht, und zwar von anderen Zeitungen betreff seines Buchs (Buch:„Der Gott Plagiator“).

Ihm wurde auch Korruption eines französischen Postbeamten vorgeworfen und er wurde dafür verurteilt. Im Jahr 1836, verkaufte er seine Firma um 5000 Franken an Bailly, der von nun an den Sitz seines Büros in die Place de la Sorbonne 2 verlegte; der Manager der Zeitung war sein Bruder Henri de Vrayet Surcy. Die Druckerei war nicht an der gleichen Adresse wie die Redaktion, sie war in der Rue du Pot-de-Fer Saint Sulpice 12. Emmanuel hatte die Zeitung als Herausgeber bis 1839 betrieben. Doch im Jahre 1838 geriet seine Zeitung selbst in finanzielle Schwierigkeiten bis am Rande des Bankrotts, bis der Conte Charles de Montalembert in den Verlag investierte. Im Jahre 1844 übernahm die Leitung der „L`Univers“, der talentierte aber harte Louis Veuillot Antagnist, Bailly wurde in seiner Tätigkeit behindert, auch der Graf Mobtalembert, dessen Investitionen die Zeitung gerettet hatten. Im Jahre 1844 trat Bailly als General Präsident der Gesellschaft von Hl. Vincent de Paul zurück. Die Präsidentschaft ging in die Hände von Jules Gossin, ein altes, gut angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Emmanuel hatte seinen Anteil an der Zeitung verloren und zu Hause hatte er noch sechs Kinder von 2 bis 13 Jahren. Auch die weithin bekannte Konfrontation mit der Kongregation der Mission hatte seinen Ruf beschädigt und seine finanzielle Lage äußerst verschlechtert. Beide Situationen wurden durch fragwürdige Finanzanlagen verursacht, durchgeführt von seinem Bruder Ferdinand, bei Projekten Emmanuels, die auch mit Mittel der Gemeinde durchgeführt worden sind.

 

Emmanuel Bailly war in diesem verdrehten Fall, sowie Schwester Rosalie Rendu (Schwester Rosalie war ein Mitglied der Töchter der Nächstenliebe von Hl. Vincent de Paul, früher bekannt für ihre Arbeit mit Menschen in den Slums von Paris. Sie führte Frèdèric Ozanam und seine Gefährten bei ihrer Annäherung an die Bedürftigen). beteiligt, beide waren Mentoren der neuen Mitglieder der neuen karitativen Gesellschaft. Der Prozess ging zu Gunsten Baillys aus. Um seinen Ruf zu verteidigen, nachdem er die Klage verloren hatte, hatte Pater Nozo 3000 Broschüren gedruckt und verteilte sie an alle französische Diözesen, die Richter und viele Ministerien, vor allem in Paris und in Pas de Calias um Bailly zu denunzieren. Im Jahr 1840 entschied sich Emmanuel wegen Verleumdung Pater Nozo, um den Ruf seiner Familie wiederherzustellen, zu verklagen. In seiner Beschwerde gegen die Broschüre, bestritt er die Behauptung, dass der Generaloberste Geld nicht ordnungsgemäß von seinem Bruder Ferdinand erhalten habe, damit soll er ein Haus gekauft haben und andere wirtschaftliche Interessen verfolgt haben. Auch Schwester Rosalie soll bei diesen Fällen oft beteiligt gewesen sein. Er intervenierte beim Erzbischof Denis Auguste Affe von Paris, ob er als Vermittler im Streitfall wirken wolle. Der Erzbischof ließ Emmanuel Bailly fallen. Obwohl er ein Freund von Bailly war, war er von der Richtigkeit bestimmter Aussagen seitens Bailly nicht überzeugt. Auch Schwester Rosalie Rendu versuchte weiterhin bei dem Erzbischof zu intervenieren, jedoch vergeblich.

 

Nach dem Urteilsspruch ging der Fall zu Gunsten von Emmanuel Bailly aus. Pater Nozo musste, um den Schaden zu regulieren, 150.000 Franken bezahlen und das Flugblatt innerhalb von 5 Tagen rückholen. Er wurde auch dazu gezwungen ein Schreiben zu unterzeichnen, in Anwesenheit des Erzbischofs, worauf stand: „Ich bedauere Aufrichtig die Beschuldigung, die von mir am 1. Mai dieses Jahres gegen Emmanuel Bailly getätigt wurden“.

 

Sie können davon ausgehen, dass Bailly, das Geld, zum Erwerb von Eigentum verwendete, die Freunde Frédéric Ozanam und Amélie Soulacroix mieteten von ihm in der 41 rue Madame, an der Ecke der Rue de Fleurus in Paris im Jahr 1841 ein Gebäude. Dieses Gebäude war ein Palast in der Nähe der Luxemburg- Gärten und war die Residenz des Königs von Neapel, der Bruder von Kaiser Napoleon gewesen. Mit der Hoffnung für seinen Ruhestand Einnahmen zu kreieren, integrierte er im Gebäude noch Mietwohnungen. Zum Glück, trotz allem, war das Verhältnis zur Gesellschaft St. Vincent de Paul und den Lazaristen nicht ernsthaft beschädigt.

 

Aber die Konflikte zwischen den Lazaristen und der Familie Bailly waren noch nicht beendet. Nachdem er zwei Mal gewonnen hatte, verlor Ferdinand einen Prozess in fast allen Punkten. Seit diesem Moment wurde ganz Paris auf diesen Konflikt aufmerksam und auch der Vatikan. Am 23. September 1840 wurde ein neuer Urteilsspruch verkündet und es wurde festgesetzt, dass Pater Ferdinand Bailly die Summe zurückzahlen musste, die ihm vorher zugesprochen wurde. Folglich musste er der Kongregation 400.000 Franken zurückgeben und die Kosten für das Verfahren bezahlen. Er musste auch schriftliche Auskünfte über seine Finanzen erteilen. Ferdinand Bailly verstarb in Armut und fast blind am 15 April 1864 in Neuilly bei Paris. Genauere Informationen über seine letzten Lebensjahre sind nicht vorhanden.

 

Emanuel blieb weiterhin in der Gesellschaft des Hl. Vincent aktiv. Fast bis an sein Lebensende im Jahr 1861 blieb er ein aktives Mitglied und hatte Kontakt zu Ozanam. Im Jahre 1848 trat er bei der Nationalgarde ein und verteidigte Paris und die neue Republik gegen Revolutionäre. Dabei diente er zusammen mit Ozanam und Leon Cornudet (ehemaliger Vizepräsident der Gesellschaft).

 

Bailly lebte nach Ozanams Tod noch acht Jahre. Diese Jahre waren von einer Diskussion um die Frage geprägt, wer die Gesellschaft des Hl. Vincent gegründet habe. Diese Debatte begann nach Ozanams Tod, als Pater Lacordaire Ozanam als Gründer der Gesellschaft bezeichnete. Auch nach Ozanams Tod gab sein Gegenspieler Louis Veuillot seine gegensätzliche Meinung nicht auf und verfasste zahlreiche Artikel, um die Meinung zu widerlegen, dass Ozanam der Gründer der Gesellschaft wäre. Auch als Schwester Rosalie starb, wurde diese Frage in der Zeitung „L´Univers“ öffentlich wieder diskutiert. Die Generalversammlung der Gesellschaft empfand diese Debatte als sehr schädlich. Am 25.Februar 1856 wurde beschlossen, dass zu dieser Frage öffentlich nichts mehr publiziert werden soll. Dennoch wurden Emmanuels Söhne nicht müde, vor allem Vincent de Paul, immer wieder die Behauptung zu verteidigen, dass ihrem Vater die Ehre zusteht als Gründer zu gelten. Diese Polemik beschäftigte die Öffentlichkeit, speziell in Paris, wo Ozanam und Emanuel Bailly sehr bekannt waren, auch nach Baillys Tod noch für einige Zeit. Beide waren sehr bescheidene Menschen und hätten diese Diskussion vermutlich gerne vermieden.

 

Heute haben wir ein besseres Verständnis für die Rollen der beiden Männer: es gilt als klar, dass Ozanam der eigentliche Gründer der Gesellschaft war, wie wir sie heute kennen, aber zweifelsohne hat Emmanuel Bailly mit Weisheit in seinen letzten 10 Lebensjahren sehr viel zur Entwicklung der Gesellschaft beigetragen. Emmanuel starb am 12. April 1861 in Paris.